„Mr. Irrelevant“ fordert „Future GOAT“: Quarterback-Duell der Gegensätze beim Super Bowl (2024)

Vom Gehalt bis zum Lifestyle: Unterschiedlicher könnten die Quarterbacks in diesem Super Bowl nicht sein. Brock Purdy fordert mit den San Francisco 49ers den Titelverteidiger Kansas City Chiefs um Superstar-Spielmacher Patrick Mahomes. Der Sportbuzzer vergleicht die beiden Quarterbacks in verschiedenen Kategorien.

André Batistic

11.02.2024, 21:59 Uhr

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Die Nachricht, dass Brock Purdy im NFL-Draft 2022 an letzter Stelle von den San Francisco 49ers ausgewählt wurde, war im April desselben Jahres selbst in den footballverrückten USA nur ein Nebenaspekt. Nicht umsonst wird der Draft-Letzte scherzhaft als „Mr. Irrelevant“ (Herr Unwichtig) bezeichnet. Nur in den wenigsten Fällen winkt dem an Position 262 gedrafteten Spieler eine glorreiche NFL-Karriere. Als Trostpreis erhält „Herr Unwichtig“ immerhin eine Reise ins Disneyland. Nur ein „Mr. Irrelevant“, Kicker Ryan Succop, gewann später den Super Bowl (2021 mit Tampa Bay). Ist Purdy in der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr, RTL und DAZN) in Las Vegas der nächste, dem dieses Kunststück gelingt?

Der 24‑Jährige will seinen märchenhaften Aufstieg als Quarterback der 49ers mit dem Titelgewinn gegen den amtierenden Champion Kansas City Chiefs krönen. Dafür müssen die 49ers aber den Chiefs-Spielmacher Patrick Mahomes ausschalten. Purdys vier Jahre älteres Gegenüber ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von „Mr. Irrelevant“. Der 2017 als zehnter Draftpick ausgewählte Quarterback gilt als „Future GOAT“ (der zukünftig beste Spieler aller Zeiten). Der Sportbuzzer, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), zeigt die Unterschiede der beiden wichtigsten Akteure des diesjährigen Super Bowl auf.

Spielweise: Der Spielstil Purdys ähnelt dem einer mittlerweile zurückgetretenen Legende, deren Tampa Bay Buccaneers der in Arizona geborene Youngster in seinem ersten Spiel als Starter 2022 entzauberte. Die Rede ist von Tom Brady. Wie der siebenmalige Super-Bowl-Sieger ist Purdy nicht der mobilste Quarterback, glänzt dafür aber mit akkuraten Pässen aus der Pocket. „Brock hat seine Chance großartig genutzt. Er macht einen unglaublichen Job“, lobte die NFL-Legende seinen möglichen Nachfolger erst kürzlich im US‑TV.

Ganz anders auf dem Spielfeld unterwegs ist Mahomes. Natürlich ist auch der Sohn eines ehemaligen Profi-Baseballspielers ein herausragender Passer. Doch nicht nur das: Mahomes gilt als Musterbeispiel eines Dual-Threat-Quarterbacks, der auch gerne mal mit dem Ball läuft, anstatt zu passen. Wie ein Wiesel befreit sich der quirlige Spielmacher oft aus haarigen Situationen. Aber was macht ihn wirklich so wertvoll? „Mahomes kann einfach unglaublich schnell Entscheidungen treffen“, erklärt der einstige deutsche NFL-Profi Markus Kuhn im Gespräch mit dem Sportbuzzer. „Er kann gut Gegnern ausweichen. Er läuft jetzt nicht für 50, 60 Yards wie Lamar Jackson von den Baltimore Ravens, aber Mahomes kann gut den Schritt in die richtige Umgebung machen und hat ein sehr gutes Gespür, wo sich seine Teamkollegen befinden. Das ist sein großer Vorteil.“

Purdy ist Teil eines „mehrköpfigen Monsters“

Offense-Stärke: Wenn doch nur sein Team diesen Vorteil auch öfters nutzen könnte! Im Gegensatz zu Purdy hat Mahomes in der Offensive in dieser Saison die stumpferen Waffen. Klar: Tight End Travis Kelce, der als Freund von Popmegastar Taylor Swift aktuell die Schlagzeilen bestimmt, ist ein Superstar und in wichtigen Momenten Anspielstation Nummer eins von Mahomes. Doch im Korps der Passempfänger, der Wide Receiver, sind die Chiefs bei Weitem nicht so breit aufgestellt wie die 49ers. Jetzt schon legendär ist Mahomes’ Wutanfall von Ende Dezember, als Kadarius Toney in letzter Sekunde einen 51‑Yard-Pass nicht festhalten konnte.

Mit Deebo Samuel, Brandon Aiyuk, Jauan Jennings oder auch Weltklasse-Runningback Christian McCaffrey hat Purdy bei jedem Spiel gleich mehrere superstarke Optionen, sollte er sich für einen Pass-Spielzug entscheiden. „Die Offense der 49ers ist ein mehrköpfiges Monster“, analysiert RTL-Experte Kuhn. „Es ist so schwierig, einen ihrer Spieler auszuschalten. Klar musst du Brock Purdy Druck machen, aber andererseits hat er viele Möglichkeiten, damit das Spiel nicht in seiner Hand liegt: per Hand-off an Deebo oder McCaffrey, durch die Luft … – es ist wirklich alles drin.“ Wie auch in diesem Super Bowl? Mit einem weiteren Topaufritt könnte Purdy seine Kritiker, die ihn wegen der breit aufgestellten 49ers-Offense als System-Quarterback verschmähen, ruhigstellen.

Purdy verdient ein Fünfzigstel des Mahomes-Gehalts

Gehalt: Auch wenn sich Purdy und Mahomes im Super Bowl als Starting Quarterbacks ihrer Teams gleichberechtigt gegenüberstehen: In puncto Grundgehalt sind sie meilenweit von Augenhöhe entfernt. So spielt Purdy immer noch mit seinem Vertrag, den er als „Mr. Irrelevant“ erhielt und der ihm 870.000 US‑Dollar (etwa 808.000 Euro) in dieser Saison einbringt. Damit verdient der 49ers-Quarterback ungefähr ein Fünfzigstel (!) des Mahomes-Gehalts. Für ihn zahlen die Chiefs seit dieser Spielzeit garantierte 45 Millionen US‑Dollar (etwa 41,78 Millionen Euro) jährlich.

Patrick Mahomes ist einer der besten Quarterbacks der NFL.

Quelle: IMAGO/USA TODAY Network

Titel: Im Gegensatz zum bis heute titellosen Purdy begann Mahomes‘ Trophäenjagd schon auf dem College. 2016 erhielt der gebürtige Texaner als Quarterback von Texas Tech als bester Passgeber die Sammy Baugh Trophy. In der NFL startete der Siegeszug von Mahomes nach einem Jahr auf der Chiefs-Bank als Back‑up von Alex Smith in der Saison 2018. Head Coach Andy Reid vertraute anstelle des Veteranen auf den jungen, wendigen Passgeber – und wurde nicht enttäuscht. Direkt in seiner ersten Spielzeit als Starter gewann Mahomes den MVP-Award als wertvollster Spieler der regulären NFL-Saison, vier Jahre später wurde der Superstar erneut als MVP ausgezeichnet. 2020 und 2023 führte Mahomes die Chiefs zum Super-Bowl-Sieg – jeweils als MVP des Endspiels.

Mahomes besitzt eine Villa, Purdy wohnt in einer WG

Erfahrung: Klar, dass Mahomes angesichts seiner bereits imposanten Titelsammlung über die größere Erfahrung verfügt. Allerdings: Früher Erfahrung mit dem Posten des Starting Quarterbacks machte Purdy. Nach einer beispiellosen Verletzungsmisere in der Saison 2022 vertraute 49ers Chefcoach Kyle Shanahan ab Woche 14 auf seinen Rookie, der zu Saisonbeginn nur Quarterback Nummer drei war. Und Purdy lieferte wie im Märchen einen Touchdown-Pass nach dem anderen ab – bis er sich im Championship Game (dem Halbfinale vor dem Super Bowl) gegen die Philadelphia Eagles am rechten Ellenbogen verletzte und San Francisco den Einzug ins Endspiel verpasste. Seit der Debütsaison ist Purdy bei den Kaliforniern unumstritten.

Lifestyle: Und Purdy, ein strenggläubiger Christ, wird auch innerhalb des Teams akzeptiert. Was vor allem daran liegt, dass er „einer von ihnen“ ist und trotz seines rasanten Aufstiegs bei sich selbst bleibt. „Er ist immer noch der gleiche Mensch wie am ersten Tag“, adelte ihn Shanahan vor dem Super Bowl. „Brock ist die bescheidenste Person, die ich kenne.“ Und so sieht Bescheidenheit aus: Der 24‑Jährige wohnt wegen der horrenden Mieten in San Francisco mit einem Spieler seiner Offensive Line in einer Wohngemeinschaft – und Purdy, der mit Jugendfreundin Jenna verlobt ist, fährt noch immer seinen Toyota Sequoia aus Collegezeiten.

Mahomes lebt dagegen ein Luxusleben. Mit seiner Frau Brittany und den zwei Kindern bezog er im vergangenen Jahr eine riesige Villa in Kansas City. Ein kleines Footballfeld, ein großer Teich und ein Par‑3-Golfloch gehören zum Prunkgrundstück.

Sportbuzzer